Unser Ziel ist es, den Altbaum so schneiden, dass er möglichst lange lebt und gleichzeitig die Schnittintervalle verlängert werden (weniger Aufwand).

Regeln zum Altbaumschnitt im Detail
Umfeld- und Baumkontrolle
- Schritt: Umfeld beurteilen
- Schritt: Obstart bestimmen
- Schritt: Baumvitalität kontrollieren. Verjüngung ist bei einem Jahrestrieb von mindestens 2 cm in den oberen Astpartien möglich
- Schritt: Mistelkontrolle
- Schritt: Baumstatik kontrollieren. Baum im Lot mit gleichmäßiger Krone? Stamm- und Starkastkontrolle auf Beschädigungen (Faulstellen, Löcher, Pilze)

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Krone beurteilen
- Schritt: Führungsäste und Stammverlängerung/-mitte definieren
- Schritt: Führungsastebene finden, unter Berücksichtigung der Statik, des Lichteinfalls und des Dachwinkels (120°). Überbauung (Schirm) der alten Leitastkrone erkennen.
Schnitt beginnen:
Stammverlängerung/-mitte
Ziel: Stabile Stammverlängerung/-mitte im Lot mit flachen Trittästen zu einer schlanken tannenbaumförmigen Spindel schneiden.
- Schritt: Höhe begrenzen. Neue Stammverlängerung suchen. Wenn keine eindeutige Stammverlängerung/-mitte vorhanden ist, neue auswählen (möglichst krumm gewachsen)
- Schritt: Stammverlängerung/-mitte schneiden. Wenn die neue Verlängerung zu schwach ist, auf Blattknospe in Richtung Stammmittelpunkt anschneiden. Alle Blütenknospen entfernen. Die Baumhöhe kann stark gekürzt werden, wenn im unteren Bereich noch aufrechte Abzweigungen vorhanden sind. Trittäste durch Ableiten kürzen. Folgende Prinzipien sind zu berücksichtigen:
- „Von oben/außen nach unten/innen schneiden“ – Prinzip
- Astrangordnungsprinzip
- Schirmöffnungs-“Nicht Kleckern sondern Klotzen“-Prinzip
- „Nicht schnipseln sondern sägen“ – Prinzip
- „Große Sägeschnitte durch viele kleine vermeiden“ – Prinzip
- Revolutions-Prinzip
- Wundgrößen-Verhältnismäßigkeits-Prinzip
- Fruchtholzrotations-Prinzip
- Führungsast-Prinzip
- „Führungsastlänge durch Schwingprobe festlegen“- Prinzip
- Fischgräten-Prinzip
- Führungsastrangordnungs-Prinzip
- Lücke-Knickast-Prinzip
- Tannenbaumwinkel-Prinzip
- Blattmasse-Stummel-Prinzip
- Ast-Längerlassen-Loch-Prinzip
- Totholzbehandlungs-Prinzip

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Leit-/Führungsast schneiden.
Leitergasse beim Aufstieg freischneiden. Leitastverlängerung nur anschneiden, wenn Leitast zu schwach ist, sonst ableiten. Nur starke senkrechte „Wasserschosse“ entfernen, die über der Leit-/Führungsastmittellinie stehen. Bei kahlen, unteren Leit-/Führungsästen „Wasserschosse“ unter der Mittellinie auf Außenknospe anschneiden oder in die Waagerechte brechen. Dachwinkel von Leitast-/Führungsastverlängerung zur Stammverlängerung beachten. Gleiche Prinzipien wie in Regel 3 und zusätzlich folgende sind zu berücksichtigen:
- Statik vor Schönheit-Prinzip
- Zugast-Prinzip
- Zukunftsführungsast-Prinzip

Leitäste schneiden & Krone formen
Wenn der Leit-/Führungsast über 45° gesunken ist, kann bei jüngeren Altbäumen ein neuer Leitast durch Anschneiden von steil stehenden „Wasserschossen“ gezogen werden. Wuchsrichtung und Steigungswinkel (40-43°) beachten, Knospen brechen. Den alten Leit-/Führungsast entlasten.

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Baum mit der Teleskopschere bearbeiten
Herunterhängendes Fruchtholz in schlecht erreichbaren Astpartien auf waagerechtes Fruchtholz ableiten. Zu dichte Astpartien auslichten.

Endkontrolle
- Baum aus der Ferne umkreisend betrachten. Evtl. Korrektur des Dachwinkels (120°) oder der Führungsastebene (Saftwaage).
- Zum Schluß feiern und das vollendete Kulturkunstwerk bestaunen und genießen! Kontrolle im Folgejahr (durchschnittlicher Jahrestrieb ca. 10 cm bis maximal 25 cm).

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