Kirschbaum schneiden

Bei dem Schnitt nach der Ernte sind die Schnittstelle besser geschützt, da der Baum zu diesem Zeitpunkt über weniger Wasser verfügt und somit die Gefahr von Baumkrankheiten reduziert wird. Auch wird die Bildung von Schossern (starke Triebe, die kaum Früchte tragen) verringert.

Die Basics zum Kirschbaumschnitt

  1. Werkzeug schärfen und säubern: Verwenden Sie scharfe, saubere Werkzeuge wie Baumscheren und Astsägen, um exakte Schnitte zu gewährleisten und Verletzungen des Baumes zu vermeiden.
  2. Überflüssige Triebe entfernen: Zuerst sollten alle senkrecht nach oben wachsenden Triebe (Schosser) entfernt werden.
  3. Fruchtholz erhalten: Achten Sie darauf, das Fruchtholz, also die waagerechten, gut entwickelten Äste, zu erhalten. Schneiden Sie stattdessen konkurrierende Triebe, die den Wuchs beeinträchtigen.
  4. Kronenform beachten: Der Baum sollte nach dem Schnitt eine offene, gut belichtete Krone haben. Dadurch wird das Risiko von Pilzkrankheiten reduziert und die Früchte erhalten mehr Sonnenlicht.

Besonderheiten beim Steinobst

Kirschbäume zeigen häufig sogenannten Gummifluss an Verletzungsstellen. Das erschwerte Abheilen von Wunden macht es notwendig, mit scharfem und sauberen Werkzeug zu arbeiten und Druck- oder Quetschschäden an Rinde und Ästen zu vermeiden.

  • Wundverhältnis beachten: Bei Steinobst gilt ein besonders vorsichtiges Vorgehen. Statt wie beim Kernobst (50 % zu 100 %) empfiehlt es sich, nur etwa ein Drittel zu schneiden (33 % zu 100 %), um das Absterben von Ästen zu verhindern.
  • Knospenbrechen: Um große Wunden an Astoberseiten zu vermeiden, ist das frühzeitige Ausbrechen überflüssiger Knospen wichtig. So entstehen erst gar keine Triebe, die später abgeschnitten werden müssten.
Gummifluss am Kirschbaum

Jungen Kirschbaum schneiden

Die 12 Regeln – Obstbaumschnittmethode nach Michael Grolm

Junge Kirschbäume befinden sich im Aufbau ihrer Krone. Hier stehen Erziehungsmaßnahmen und ein behutsamer, aber regelmäßiger Schnitt im Vordergrund. Die wichtigsten Punkte im Überblick:

Zeitpunkt des Schnitts

  • Im fortgeschrittenen Frühjahr können Blütenknospen von Blattknospen besser unterschieden werden. So vermeiden Sie, dass zu viele potenzielle Früchte entfernt werden.

Leitäste und Seitenäste

  • Achten Sie auf eine breite Verteilung der Leitastansätze am Stamm, sodass keine Äste direkt übereinander wachsen. Das verhindert, dass sich einzelne Leitäste gegenüber der Baumkrone zu stark durchsetzen und den Haupttrieb schwächen.
  • Die Seitenäste dürfen beim Steinobst etwas dichter stehen als beim Kernobst, da das Fruchtgewicht bei Kirschen nicht ganz so hoch ist.

Binden und Spreizen

  • Fehlen geeignete Seitenäste an der gewünschten Stelle, können Sie junge Triebe durch Binden oder Spreizen in die gewünschte Position bringen.
  • Da Kirschbäume zu Gummifluss neigen, sollten Sie beim Binden und Spreizen immer weiches, druckminderndes Material (z. B. Stoff) unterlegen, damit die Rinde nicht verletzt wird.

Kürzen von Jahrestrieben

Nie zu dicht an der Knospe schneiden, um Austrocknungsschäden zu vermeiden.

Junger Kirschbaum vor und nach dem Schnitt

Alten Kirschbaum schneiden

Optimaler Zeitpunkt: rund um Johanni (24. Juni)

  • Die beste Wundverheilung ist in der Sommerzeit gegeben. Direkt nach der Ernte können Sie also aufkommende Schosser (senkrecht wachsende Triebe) entfernen und auslichten.
  • Der Baum ist zu diesem Zeitpunkt etwas “trocken” – das heißt, er verfügt über weniger Wasser im Holz. Dadurch sinkt das Risiko für Pilzinfektionen und andere Baumkrankheiten.

Schnitt ins mehrjährige Holz

  • Schneiden Sie bei älteren Kirschbäumen nicht zu stark ins mehrjährige Holz, um Gummifluss zu vermeiden. Entfernen Sie stattdessen gezielt überalterte oder sich kreuzende Äste.
  • Bei großen Schnittwunden (z. B. starkes Einkürzen dicker Äste) immer sehr sorgsam vorgehen: Saubere Schnitte mit scharfem Werkzeug sorgen für einen glatten Wundrand, an dem der Baum besser verheilen kann.

Regelmäßige Verjüngung

Um einer übermäßigen Verkahlung vorzubeugen, sollten Sauerkirschen und ähnlich wüchsige Sorten alle drei bis vier Jahre etwas stärker ausgelichtet werden. So fördert man den Neuaustrieb am einjährigen Holz, was für den Fruchtansatz wichtig ist.

Alte Kirschbäume vor und nach dem Schnitt

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