– bei Bedarf mit Aufsatz – hier erhältlich
Die optimale Nutzung einer Streuobstwiese besteht aus einer Obernutzung (Obstbäume) und einer Unternutzung durch z.B. Beweidung.
Gerade bei der Unternutzung durch Beweidung ist es sehr wichtig die Obstbäume entsprechend mit einem geeigneten Schutz zu versehen, um Schäden durch Verbiss der Weidetiere zu vermeiden.
Bei der Auswahl des Verbissschutzes sollten folgende zwei Kriterien beachtet werden: Er muss das Bearbeiten der Bäume ermöglichen (Baumscheibe hacken, Entfernung von Obstbaumkrebs am Stamm ermöglichen, generell schneiden und ernten) und er muss entsprechend langlebig sein (25-35 Jahre), bis die glatte Rinde des Baumes sich im Alter in eine raue Rinde wandelt (Baum schuppt nach außen ab), was in der Regel einen natürlichen Schutz gegen Verbiss durch z.B. Feld-/Waldmaus, Hase, Reh, Gans, Schaf, Rind darstellt.
Ausgenommen ist die Beweidung durch Dam-, Rotwild, Pferde oder Ziegen sowie bei einer zu intensiven Beweidung unabhängig der Nutztierart. In diesem Fall muss der Verbissschutz das gesamte Baumleben vorhanden sein.
Meist wird genau hier gespart, entweder wird ein preiswerter mangelhafter oder ein überteuerter nicht funktionsfähiger bzw. unzureichender Verbissschutz angebracht. Dies führt zwangsläufig im Laufe der Jahre zum Totalausfall der Obstbäume, wenn eine Beweidung mit Nutztierarten oder Großwild stattgefunden hat.
Wir stellten uns die Frage, mit welcher Methode es möglich ist, die Investitionskosten und den Arbeitsaufwand über die Lebensjahre des Baumes so gering wie möglich zu halten.
Fündig geworden sind wir in der Normandie. In dieser Region wurde für den Streuobstanbau das Normannische Korsett (siehe Abb. 4) entwickelt. Es ist mit einer Grundhöhe von ca. 1,80 Meter für Gänse, Schafe und Ziegen geeignet. Für die Beweidung durch Großvieh (Rinder, Pferde) sowie Großwild (Damwild, Rotwild) wurde ein Aufsatz (Verlängerung oder Halskragen) konzipiert, der gezielt die Astansätze und die unteren Äste vor Verbiss durch diese großen Nutztierarten schützt. Zusätzlich ist generell darauf zu achten, dass der Astansatz erst ab einen Stammhöhe von 2 Metern beginnt. Dies bringt Vorteile bei der Beweidung sowie der maschinellen Bewirtschaftung der Streuobstwiese.
Dieses System setzen wir von der Obstbaumschnittschule nun seit einigen Jahren erfolgreich bei Neupflanzungen ein und haben es zum Schutz der Obstbäume weiterentwickelt.
Unsere Beobachtungen haben gezeigt, dass der Einsatz eines Robinienpfahles (Stärke 12-14cm, Höhe 2,60 Meter, Versenkungstiefe 60cm) sehr sinnvoll ist. Warum Robinienholz – dieses Holz ist das langlebigste europäische Holz (ca. 35 Jahre). Die einmaligen Anschaffungskosten des Robinienpfahls sind geringer, als die wiederkehrenden Anschaffungskosten (inkl. Arbeitszeit) von Pfählen aus anderen Holzarten, die im Laufe des Baumlebens ersetzte werden müssen.
Beim Eingraben des Robinienpfahl ist darauf zu achten, dass dieser Schicht für Schicht gut im Erdreich verdichtet wird (hier kann eine Dachlatte als Verdichtungswerkzeug dienen). Bei der Baumpflanzung ist es wichtig, dass der Obstbaum 10 cm vom Pfahl entfernt steht, damit die Normannische Korsette nach der Pflanzung den Baum gleichmäßig umschließen kann.
Die Normannische Korsette wird mit zwei mal vier Edelstahlschrauben (4-5 cm) in vorgebohrte Löcher an den Robinienpfahl auf den gegenüberliegenden Seiten befestigt. Das Vorbohren verhindert später ein Abdrehen der Schrauben beim Lösen des Korsettes.
Beim Anbringen der Normannischen Korsette ist es wichtig darauf zu achten, dass die Zacken nach unten zeigen um unnötige Verletzungen der Weidetiere auszuschließen und dass die oberen Enden der Korsette leicht nach außen gebogen werden. Während der Baumpflege wird eine Seite (vier Schrauben) der Normannischen Korsette gelöst, was ein Biegen des Korsettes zur Seite und dadurch ein gutes Arbeiten am Stamm ermöglicht. Bei der Unternutzung durch Großvieh/Großwild hat sich gezeigt, dass zwingend zum Robinienpfahl zwei starke Eisenstangen (z.B. Moniereisen ca. 2m lang) als Stabilisierung innerhalb der Korsette in das Erdreich einzuschlagen sind (Pfahl und Eisenstangen bilden ein Dreieck). Diese geben dem Korsett zusätzlichen Halt und verhindern, dass Rinder oder Pferde dieses wegdrücken. Um die unteren Äste zu schützen, wird bei einer Beweidung durch Großviel/Großwild die Normannische Korsette mit einer Verlängerung versehen. Diese wird mit einer Schraube am Robinienpfahl (Loch vorbohren) befestigt und der obere Ring der Verlängerung wird mit einem Draht verbunden/verschlossen.
Ein weiterer Schutz des Stammes ist das Anbringen eines Volierendrahtes. Hierfür wird von einer 1 Meter breiten Rolle ein ca. 70 cm langes Stück abgeschnitten und innerhalb der Korsette als Zylinder um den Baumstamm gestellt und leicht ins Erdreich gedrückt (die Enden werden mit einem Draht verbunden). Die Breite von ca. 70 cm ermöglicht eine lange Nutzung ohne Einwachsen in die Baumrinde. Der Volierendraht schützt den Obstbaum vor Verbiss durch Feld-/Waldmäuse und Hasen.
Bei einer Beweidung durch Ziegen sollte der Volierendrahtzylinder eine Höhe von 1,80m haben.
Foto: Korsette mit Aufsatz
Für uns hat sich herausgestellt, dass die Normannische Korsette in der langfristigen Betrachtung und im Vergleich zu anderen Verbissschutzsystemen die kostengünstigste Variante eines effektiven Verbisschutzes darstellt.
Die Maße der Korsette: 1,75 m lang und 0,75m breit
Eine Korsette ist etwa 1 kg schwer und besteht aus galvanisiertem Metall.
Die Korsetten sind, bei größerem Stammumfang, miteinander verschraubbar.
Einen kleinen Einblick bekommen Sie mit diesem kurzen Video: Pflanzung mit Wühlmauskorb und Normannischer Korsette